Verkehr auf der Berg-am-Laim-Straße

5. Juli 2019

Die einen erwarten eine Verbesserung für Lebensqualität und Verkehrssicherheit, die anderen den Verkehrsgau, der sich negativ aufs gesamte Viertel und den Münchner Osten auswirkt.

Der Bezirksausschuss Berg am Laim will auf der Berg-am-Laim-Straße die jeweils rechte Spur in jede Fahrtrichtung zugunsten des Radverkehrs sperren. Der Antrag von Hanno Schombacher (SPD) wurde mit der Mehrheit von SPD und Grünen angenommen – Alternativvorschläge der CSU wie die Forderung nach einem massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und der Durchführung eines Expertengesprächs, um alle Optionen zu untersuchen, hingegen abgelehnt.

Schombacher fordert außerdem, Bürgersteig und heutiger Radweg zu einer größeren Fußgängerfläche zusammenzufassen. Die Parkplätze entlang der Straße sollen auf ein Mindestmaß reduziert werden und an die verbleibenden Fahrspuren heranrücken. Somit könnten in der Berg-am-Laim-Straße Freiräume entstehen, die man durch Cafés, Pflanzen und mehr zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität nutzen kann. Die neue Verkehrsführung soll vom Schatzbogen bis zur Orleansstraße gelten.

Die Berg-am-Laim-Straße sei eine Hauptverkehrsader des Stadtteils, werde jedoch während des Berufsverkehrs von den Pkw tausender Pendler aus dem Umland Richtung Mittlerer Ring und Innenstadt befahren, so die Begründung. Auf diese Verkehrsströme sei die Route nicht ausgelegt, weshalb sich lange Staus bilden würden. Dabei komme es auch immer wieder zur Gefährdung von Radfahrern und Fußgängern. Gleichzeitig sei der Radweg viel zu schmal für den sich ständig ausweitenden und steigenden Zweirad-Verkehr.

An der Kreuzung mit dem Mittleren Ring sollen die Verkehrsflüsse zeitlich und räumlich getrennt werden. Wie das funktionieren soll, wird der Stadt überlassen. Angeregt wurden allein Aufstellflächen für Radfahrer. Die SPD nannte den Antrag „mutig und neu“, die Grünen reagierten begeistert, weil endlich ein Ende sein müsse, mit der rein aufs Auto ausgelegten Verkehrspolitik.

Der Rest der Stadtteilpolitiker war nicht so überzeugt. CSU und FDP sahen immense Verdrängungseffekte in umliegende Straßen. Schombacher glaubt nicht daran, „letztendlich kann der Innsbrucker Ring ja nur über die Berg-am-Laim-Straße überquert werden“.

Die CSU sah große Rückstaus auf der gesamten B304 und Verlagerungen bis in Nachbarstadtviertel. Das Ziel, die Verkehrsbelastung zu verringern, sei ja durchaus unterstützenswert, so CSU-Fraktionssprecher Fabian Ewald. Man müsse den Autofahrern aber zunächst Alternativen eröffnen, um den Durchfluss zu reduzieren, erklärte er. Dazu legte er eine lange Liste von möglichen Maßnahmen, die Taktverdichtungen für den ÖPNV, besseren Radwegen, mehr Park&Ride-Möglichkeiten, einem günstigem MVV-Ticket und mehr enthielt. Zunächst den ÖPNV zu stärken sei auch erforderlich, da gemäß KVR das Fahrrad im Winter oder bei Regen deutlich weniger genutzt werde, so Ewald. Als Alternative zum Schombacher-Antrag sah es die Mehrheit jedoch nicht.

Auch der CSU-Vorschlag, das Thema in ein Expertengespräch mit städtischen Referaten, MVG und DB sowie den benachbarten Bezirksausschüssen zu vertagen, um vor einer Entscheidung der wichtigen Frage mögliche und realistische Handlungsoptionen zu erörtern, scheiterte an SPD und Grünen. „Es bringt keinen weiter, hier mit einem Berg-am-Laim-First Ansatz in Trump-Manier Stau und Verkehr einfach auf andere Straßen verlegen zu wollen. Vielmehr sollten wir uns erst alle Optionen und ihre Auswirkungen im Detail ansehen“, befand Ewald.

Sogar die Angst einiger Anlieger, durch die Spurreduzierung würden vor ihrer Haustür endlose Staus rund um die Uhr ausgelöst, hatte keine Wirkung. „Die stehen dann nicht zweispurig, sondern nur einspurig, das sind für Sie weniger Abgase“, glaubte Grünen-Sprecher Hubert Kragler. „Warum braucht eigentlich jeder ein Auto?“

Er sei entsetzt über die „Demutshaltung“, mit der die Anlieger die tägliche Belastung von Lärm und Dreck hinnehmen würden, erklärte hingegen Schombacher. Dabei seien sie ganz klar die Verlierer des Status quo. Auch BA-Chef Robert Kulzer (SPD) erschreckte, wie sehr man dem Ist-Zustand ausgeliefert sei. Mit dem Antrag wolle man eine alternative Mobilität für die Stadt darstellen.

Viele Menschen, wie zum Beispiel Senioren, seien aber aufs Auto angewiesen, ebenso der Wirtschaftsverkehr, der insgesamt immerhin 30 % ausmache, entgegnete Ewald. Solange es keine bequeme und schnelle Alternative bleibe, werde sich auch nichts ändern. Die SPD-Initiative wurde am Ende dennoch mit einer Stimme Vorsprung angenommen.