8. August 2018
„In Anerkennung seiner Verdienste und seines Einsatzes für Berg am Laim“ hat Johann Bachhuber vor kurzem die Auszeichnung „Berg am Laim gestaltet“ erhalten. Nun ist der 71-Jährige als Vorsitzender des Berg am Laimer Maibaumvereins zurückgetreten.
21 Jahre lang hat er sich verantwortlich um das Traditionsstangerl am „Grünen Markt“ gekümmert. Seit der Gründung des Maibaumvereins. Damals, erzählt Bachhuber, habe es in der Umgebung überall Maibäume als Mittelpunkte der alten Ortszentren gegeben. In Trudering, in Perlach, in Ramersdorf – nur halt nicht in Berg am Laim. Johann Bachhuber, Mitglied im örtlichen Bezirksausschuss und Sprecher des Unterausschusses Fest und Kultur, schrieb einen entsprechenden Antrag für einen Maibaum im Berg am Laim. Und setzte ihn gegen alle Skeptiker durch. „Da hat mich der Ehrgeiz gepackt.“ Bachhuber fragte bei den Vereinen im Stadtviertel rum. „Mitmachen wollten alle, aber nicht in die Verantwortung gehen.“
Also gründete der Berg am Laimer den Maibaumverein halt selbst. Über 20 Personen, Vereinsvertreter und interessierte Bürger, waren damals mit dabei. Bachhuber wurde Vorsitzender. Ein Jahr später, 1998, wurde der erste Maibaum aufgestellt. In diesen 12 Monaten tat sich einiges. Unter anderem mussten ein Baum und alles für die Aufstellung organisiert werden, die Genehmigungen eingeholt werden. Bachhuber animierte Berg-am-Laimer Künstler, die Schilder für den weiß-blauen Baum zu gestalten. „Das Blech kam von ausgedienten Wegweisern der Autobahndirektion.“ Viele Firmen und Privatpersonen, darunter auch Konsul Otto Eckhart, unterstützten den jungen Verein finanziell. Trotzdem: „Wenn ich gewusst hätte, was da alles auf mich zukommt, meinen’s, ich hätt‘ das angefangen?“ Blauäugig sei er damals gewesen, sagt Bachhuber im Rückblick.
Zumal war er ja noch berufstätig war, als Drucker bei der Süddeutschen Zeitung. Mit entsprechenden Arbeitszeiten von 17 Uhr abends bis 5 Uhr früh. „Das waren manchmal kurze Nächte“, erinnert sich Bachhuber.
Außerdem ist es ja nicht der Maibaumverein allein. Bachhuber ist Mitglied in rund zehn Vereinen, bei der AWO, beim VdK, beim Kapellenverein. „Fragen’s lieber, wo ich nicht dabei bin.“ Sowas nennt sich Engagement für den Stadtteil.
Im Alter von sieben Tagen kam der kleine Johann einst nach Berg am Laim. Der Vater – wie könnte es in diesem Stadtteil anders sein – ein Eisenbahner, ein Lokführer. Nach dem Krieg gab es Wohnungen, die Familie Bachhuber kriegt zufällig eine in Berg am Laim. Seitdem lebt Johann Bachhuber hier, heute mit Blick auf die Maria-Ward-Mädchenrealschule.
Zur Bahn wollte er nie. Schon als kleiner Bub sei sein Berufswunsch klar gewesen. Wegen der Comichefte. Seine Idee: „Dann kann ich jeden Tag mein eigenes Fix und Foxi drucken und lesen.“ Wenn man Drucker ist, darf man das umsonst und kriegt’s auch noch bezahlt. Seine Lehre hat Bachhuber in Berg am Laim absolviert, bei einer Druckerei für hochwertige Kunstbücher.
Mit den Jahren hat er durch seine mannigfaltigen Aktivitäten jede Menge soziale Kontakte im Stadtviertel geknüpft, hat viele Freunde und Bekannte gefunden. Obwohl er zwischendurch mal weg war. Ein paar Jahre hat der Drucker in Luzern gearbeitet, war auch eine Zeit in Westfalen. Doch es hat ihn immer wieder zurück nach München, nach Berg am Laim gezogen. „Trotz Großstadt ist man hier nicht anonym.“
Beim Maibaumverein hat Johann Bachhuber jetzt einen rigorosen Schlussstrich gesetzt. „Ich horch‘ ja schon seit einem Jahr nach einem Nachfolger rum.“ Seinen Rücktritt empfindet er als Erleichterung. „Endlich habe ich Zeit für anderes, für Ausflüge und Reisen.“ 30 Ordner Vereinsunterlagen hat er seinem designierten Nachfolger Fabian Ewald übergeben. „Da sammelt sich was z’sam.“ Mit Rat – aber nicht Tat – will er ihm weiterhin zur Verfügung stehen. Auch wenn der Maibaum nur alle fünf Jahre aufgestellt wird, im 120 Mitglieder starken Verein gehören Maifeier, Winterwanderung, Radl- und Busausflüge, Stammtische und mehr als „vereinsbindende Maßnahmen“ zum Aufgabenbereich eines Vorstands.
Ein bisschen sei schon verwunderlich, dass der Maibaumverein so lange überlebt habe, überlegt Bachhuber. „Berg am Laim hat eigentlich nicht die Struktur für klassische Traditionsvereine.“ Das Viertel verändere sich rasant. „Lange Zeit war die Bahn die Hürde zwischen der Stadt und dem Außenbereich“, erinnert sich der Berg-am-Laimer. Heute nicht mehr. Die letzten leeren Flächen werden bebaut. „Verständlich, wir brauchen Wohnungen.“
Manche Neubürger wüssten leider gar nicht, dass sie in Berg am Laim leben, stellt Bachhuber immer öfter fest. „Die hat’s eher zufällig hierher verschlagen, weil’s halt gut angebunden ist.“ Bei Festen sehe man immer die gleichen Menschen. Umso wichtiger sei es, sich im und fürs Viertel zu engagieren und mitzugestalten.