Tunnel an der Truderinger Straße

27. Oktober 2017

Droht der Verkehrskollaps auf der Baumkirchner Straße? Schon heute sind Stau, Lärm und Abgase ein ständiges Ärgernis im Zentrum Berg am Laims, bei Anwohnern und Geschäftsleuten liegen zunehmend die Nerven blank. Lange Wartezeiten für Autofahrer, aber auch für Nutzer der Busverbindungen sind an der Tagesordnung. Die zahlreichen großen Bauvorhaben im Stadtbezirk und im ganzen Münchner Nordosten sowie die geplante Verkehrsberuhigung in Trudering lassen eine weitere Steigerung der Belastung erwarten, was aktuelle Verkehrsprognosen bestätigen.

Über die Lage herrschte weitestgehend Einigkeit in der vergangenen Sitzung des Bezirksausschusses Berg am Laim. Dennoch entzündete sich an den Folgerungen daraus einmal mehr ein heftiger Streit zwischen der CSU auf der einen und einer rot-grünen Mehrheit um den Vorsitzenden Robert Kulzer (SPD) auf der anderen Seite.

Tunnel an der Truderinger Straße
Der Tunnel an der Truderinger Straße ist ein Nadelöhr. Foto: Unser Berg am Laim

 

Auslöser war eine Initiative der CSU-Fraktion: Diese forderte, eine Aufweitung des chronisch verstopften Tunnels am S-Bahnhof Berg am Laim sowie ergänzend mögliche Verbesserungen an den Ampelschaltungen in der Umgebung untersuchen zu lassen. Insbesondere das Ziel, den Stau im Berg am Laimer Stadtteilzentrum zu reduzieren, müsse im Zentrum der städtischen Bemühungen stehen. Dabei seien die großräumigen Auswirkungen der vorgeschlagenen Maßnahmen darzustellen – so zumindest der Wunsch von CSU-Fraktionssprecher Fabian Ewald sowie seinen Fraktionskollegen Angela Buckenauer und Johann Kott, die die Initiative eingebracht hatten.

Doch in der Diskussion wurde schnell klar, dass die Initiative bei SPD und Grünen auf wenig Gegenliebe stieß. Kulzer etwa argumentierte, es sei in der Vergangenheit immer herrschende Meinung des Gremiums gewesen, eine Erweiterung des Tunnels würde nur mit noch mehr Verkehr einhergehen. „Heute habe jedoch auch ich den Eindruck, dass es anders sein und die Erweiterung Sinn machen könnte“, so der Vorsitzende. Dennoch: Ihm sei es lieber, erst Fakten zu beschaffen und dann die Erweiterung zu fordern.

Genau die Untersuchung der großräumigen Auswirkungen einer solchen Maßnahme sei ja Zweck des Antrags, antwortete darauf die CSU. „Um das festzustellen, müsste man sich den Antrag nur einmal genau durchlesen“, befand Fraktionssprecher Ewald.

Verkehrsausschussvorsitzender Hubert Kragler (Grüne) nahm hingegen den Aspekt der öffentlichen Verkehrsmittel in den Fokus: Sein Wunsch sei es, dass mehr Menschen diese nutzen. Grundsätzlich sei es daher eher sinnvoll, den Verkehrsraum einzuschränken. „Eine weitere Spur ist da wenig hilfreich“, befand der Grüne.

Truderinger Straße
Auch auf der Truderinger Straße stockt es regelmäßig. Foto: Unser Berg am Laim

 

Unverständnis machte sich bei der CSU über diese Aussage breit, denn: Dass das Stadtteilzentrum verkehrlich täglich verstopft sei, sei nun einmal Realität.

„Wenn Kollege Kragler so weiter macht, muss er aufpassen, dass er nicht vom Verkehrsausschussvorsitzenden zum Stau-König von Berg am Laim wird“, befand Ewald. „Sehenden Auges stürtzt Rot-Grün uns hier ins Verkehrschaos.“

Im Übrigen seien vom Verkehrsinfarkt auch die öffentlichen Verkehrsmittel betroffen, so stehe etwa auch der Bus täglich im Stau. Ein Umstieg auf die Öffentlichen sei zwar wünschenswert, aber bisher keine echte Alternative, folgerten die Christsozialen.

„Ein umfassendes Konzept, wie mit der zunehmenden Verkehrsbelastung umzugehen ist, wurde seitens der Landeshauptstadt bisher ja nicht geliefert“, stellte Kott fest.

Eine zusätzliche Spur könnte dagegen gerade auch den Bussen zur Verfügung kommen – über die Nutzung des zusätzlichen Raums treffe der Antrag schließlich keine Aussage, dies sei noch zu untersuchen. Denkbar sei etwa, eine zusätzliche Busspur auszuweisen.

Serhat Sevengül (SPD) führte einen weiteren Punkt gegen die Initiative ins Feld: Diese sei mit den anderen betroffenen Bezirksausschüssen in Bogenhausen und Trudering-Riem bisher nicht abgestimmt. Dass dies nicht erfolgt sei, sei richtig – schließlich sei der Berg am Laimer Bezirksausschuss zunächst einmal für die Interessen der Berg am Laimer Bürger zuständig, so die CSU. Und die vorliegende Initiative biete eine gute Grundlage, um mit den anderen Bezirksausschüssen ins Gespräch zu gehen – jedoch müsse man dafür erst einmal darüber befinden, was man für Berg am Laim erreichen wolle. Gerne könne man auch noch eine entsprechende Umformulierung vornehmen.

Tunnel an der Truderinger Straße
Der Tunnel an der Truderinger Straße heute. Foto: Unser Berg am Laim

Dieses Angebot verfing jedoch nicht mehr, zu verfestigt waren die Fronten nach der hitzigen Diskussion: In der Abstimmung am Ende der Diskussion fand die CSU-Initiative keine Mehrheit, der Prüfauftrag für eine Tunnelerweiterung wurde nicht erteilt.