Rogatekirche außen

20. Mai 2017

An der Grenze von Berg am Laim und Ramersdorf liegt die evangelische Rogatekirche, die in den vergangenen Jahren zur ersten evangelischen Jugendkirche Münchens umgebaut und im nun wieder eingeweiht wurde. In dem neuen Komplex leben die 1.200 Gemeindemitglieder und die Evangelische Jugend München in einer Art Kirchen-WG.

Beim Eröffnungsgottesdienst in der umgebauten Rogatekirche ermunterte Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler die Menschen zu mehr Optimismus: „Weg mit dem dummen, pessimistischen Geunke, das genaugenommen gottlos ist, weil es nicht mehr mit Gott rechnet.“ In der Kirche sei momentan die Haltung weit verbreitet, dass alles schlechter werde oder die Zahl der Kirchenmitglieder sinke.

Beteiligte am Einweihungsgottesdienst.
Vertreter der Rogategemeinde und der Evangelischen Jugend München mit Regionalbischöfin Susanne Breit-Kessler.

„Sie machen das in der Jugendkirche bitte nicht so!“, forderte Breit-Keßler die Gottesdienstbesucher laut Redemanuskript am Sonntagabend auf.

„Das, was Sie sich wünschen für die Jugendkirche, das gebe Gott uns allen: Fröhliche Freiheit in Verantwortung, Kraft und Leidenschaft, Gastfreundschaft und Offenheit für andere, Kreativität und Lebensfreude.“

Mehr als zwei Jahre haben die Umbauarbeiten der sanierungsbedürftigen Rogatekirche im Münchner Osten gedauert. Die Baukosten, anfangs mit 3,4 Millionen Euro berechnet, belaufen sich nun auf rund 4,9 Millionen Euro.

In die frisch renovierte Rogatekirche zieht neben der Ortsgemeinde, die in den vergangenen Jahren in einer ehemaligen Schreinerei der Gewofag in Berg am Laim untergebracht war, auch die komplette Verwaltung der Evangelischen Jugend München ein.

Von außen sieht die Rogatekirche aus wie viele andere Kirchen auch: roter Ziegelbau, längliches Kirchenschiff und ein Kirchturm mit goldener Uhr. Neu ist die Fensterfront zur Straße, die vom Boden bis zur Gebäudemitte reicht. Noch hat sich die Rogatekirche nicht komplett in Münchens erste evangelische Jugendkirche verwandelt. Doch beim Anblick des weiträumigen Kirchenraums mit der weißen Baldachindecke, die an ein Garten-Pavillon aus Beton erinnert, entsteht das Gefühl: Hier ist vieles möglich.

Seit 2004 ist die Idee einer Münchner Jugendkirche von der Evangelischen Jugend München (EJM) und dem Dekanat München diskutiert worden. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten bei der Ortsfindung und der endgültigen Klärung der Finanzierung wurde 2015 der erste Spatenstich gesetzt. Insgesamt haben die Umbauarbeiten zwei Jahre gedauert, denn abgesehen von der Sanierung der Rogatekirche zu einem neuen modernen Jugendkirchenraum mit Café, gibt es auch ein Bürogebäude für die Verwaltung der EJM.

„Das ist das Einzigartige an dem Konzept der Münchener Jugendkirche: dass eine Kirchengemeinde zusammen mit der Evangelischen Jugend ein Kirchengebäude bewohnt und belebt“, erklärt Jugendkirchenleiterin Judith Amend-Knaub. „Dass das Fachpersonal auch in das Gebäude mit einzieht, wird das inhaltliche Konzept sicher mitbeeinflussen“, ist sie überzeugt. Mit dem Umzug hat die Evangelische Jugend endlich einen Kirchenraum für den spirituellen Aspekt ihrer Arbeit bekommen, der in dem Bürogebäude in der Birkerstraße 19 nicht vorhanden war. Laut Amend-Knaub bietet sich dadurch den Jugendlichen eine „Kirche der Möglichkeiten“, wie sie es nennt. „Hier können sie kreativ sein.“

Einweihung Rogate- und nun Jugendkirche
Im April 2017 wurde die evangelische Rogatekirche als erste evangelische Jugendkirche in München neu eingeweiht.

Spirituell, gesellschaftlich und ökologisch: Auf allen Ebene sollen sich die Jugendlichen einbringen. Sie können für sie passende neue Gottesdienstformen gestalten, gemeinsam diskutieren und sich überlegen, ob ihr ökologischer Beitrag beispielsweise in einem Bienenvolk bestehen soll, erklärt die Jugendkirchenleiterin.

Für sie sei wichtig, dass die Jugendlichen ihre eigene Vorstellung von Kirche einbringen und ihre Ideen umsetzten. Gemeinsam etwas zu gestalten und zu lernen, wie man miteinander diskutiere, sei tief christlich. „Die Jugendkirche ist auch eine Ausprobierkirche“, erklärt die 39-Jährige.

Neben der EJM zieht auch die Rogategemeinde Ramersdorf-Berg am Laim wieder in die Kirche ein, die ab Sommer 2017 eine Pfarrei mit der Offenbarungskirche Berg am Laim bilden wird. Sie wünscht sich von dem neu eröffneten Kirchenzentrum positive Impulse gerade auch für die Stadtteile Berg am Laim und Ramersdorf.