Ortstermin Kreuzweg

17. Juni 2019

Versteckt im Unterholz liegt in Berg am Laim ein ungewöhnliches Kulturdenkmal: Der wohl letzte Kreuzweg unter freiem Himmel im Münchner Stadtgebiet. Nun haben Vertreter von Landesdenkmalrat und -amt den Pfad mit seinen 14 Bildstöcken inspiziert.

Ortstermin Kreuzweg
Die Historikerin Dr. Christl Knauer-Nothaft (2.v.r.) erklärt den Mitgliedern des Landesdenkmalrats um den Vorsitzenden Dr. Thomas Goppel (3.v.r.) und Robert Brannekämper (2.v.l.) den Berg am Laimer Kreuzweg. Foto: Unser Berg am Laim

Errichtet wurde der Kreuzweg 1862 für die Englischen Fräulein, die in der Josephsburgstraße die heute noch bestehende Maria-Ward-Mädchenrealschule samt Internat betrieben. Bis 1987 wurde der Kreuzweg noch genutzt. In den Nischen der gemauerten Marterl, an denen inzwischen sichtbar der Zahn der Zeit nagt, hingen früher bunte Steinguss-Platten mit Abbildungen vom Leidensweg Christi.

Als Glasscheiben und Holzrahmen nach und nach kaputt gingen und etliche Bildplatten rausfielen, hat sie Dr. Christl Knauer-Nothaft zusammen mit anderen Helfern gerettet und sicher eingelagert. Einige sind noch komplett, andere zerbrochen, vier Abbildungen fehlen komplett und müssten rekonstruiert werden.

Die Historikerin und ehemalige Lehrerin der Mädchenrealschule engagiert sich seit langem für die Stadtteilgeschichte Berg am Laims. Knauer-Nothaft möchte den Kreuzweg vor dem weiteren Verfall retten, sanieren und wieder für die Bürger öffnen. Vor Ort stößt ihre Idee auf breite Zustimmung, wie man am Besucheransturm bei der Führung zum Tag des offenen Denkmals 2018 erleben konnte. Vereine, die örtliche Kirchengemeinde und politische Vertreter engagieren sich inzwischen dafür.

In der Erzdiözese möchte man inzwischen zwar die geretteten Bildplatten restaurieren, doch sie sollen offenbar  nicht mehr in die Bildstöcke zurückkehren, sondern in der Kirche aufgehängt werden. Was aber wird dann aus dem Kreuzweg?

Hilfe kommt nun vom CSU-Landtagsabgeordneten Robert Brannekämper, der den Landesdenkmalrat mit seinem Vorsitzenden Thomas Goppel nach Berg am Laim zu einem Ortstermin eingeladen hat. Das Urteil der Denkmalschützer nach der Besichtigung: Der gesamte Kreuzweg muss erhalten werden. Die Bildstöcke stehen einzeln übrigens bereits unter Denkmalschutz.

Ortstermin Kreuzweg
Die Stationen des Kreuzwegs sind sanierungsbedürftig. Foto: Unser Berg am Laim

Doch eine Komplettsanierung kostet. Die Schätzung der zuständigen Kunstabteilung des Erzbischöflichen Ordinariats beläuft sich auf etwa einer halben Million Euro. Die beim Ortstermin ebenfalls anwesenden Fachleute des Denkmalamtes können sich allerdings bei einem Zusammenspiel aller Stellen und viel Eigenengagement – zum Beispiel bei den Gartenarbeiten und der künftigen Pflege – eine deutlich billigere Lösung vorstellen.

Um entsprechende Fördermittel von Seiten der Kirche locker zu machen, wird der Landesdenkmalrat nun einen entsprechenden Brief an Kardinal Marx verfassen, so Goppel.