15. Mai 2018
Die Dachgarten-Alm im Werksviertel ist keine Party-Location und kein Spleen von Eigentümer Werner Eckart, sondern ein ganz besonderes Naturprojekt. Dafür wurde jetzt auch noch eine eigene Almschule gegründet.
Die Szene ist Idylle pur: Eine urige Almhütte mit angrenzendem Stall auf großer grüner Wiese, davor ein plätschernder Wassertrog, in der Nähe grast eine kleine Schafherde, im Beet wachsen Obst und Gemüse, man hört Bienen summen, Hühner gackern und Vögel zwitschern. Im Hintergrund – Kräne und Hochhäuser.
Denn die alpine Bilderbuch-Landschaft liegt in 60 Meter Höhe auf dem Dach von Werk 3, mitten im Berg am Laimer Werksviertel. Doch es soll keine „Kitsch-Alm“ sein, sondern ein Stück Natur, mit dem echte Inhalte vermittelt werden. Deshalb hat die Alm nun eine eigene Schule gekriegt.
Bei der einzigartigen Almschule sollen Stadtkinder den artgerechten und ressourcenschonenden Umgang mit der Natur- und Pflanzenwelt erlernen. Spielerisch sollen sie in Mitmach-Workshops mit den Themen Nachhaltigkeit, gesunde Ernährung, Umweltschutz, wertschätzende Tierhaltung, Landwirtschaft und Handwerk vertraut gemacht werden. Was muss man alles tun, damit man am Ende eine schmackhafte Mahlzeit auf dem Teller hat? Wie lange sind Lebensmittel haltbar? Welche Bedeutung haben Insekten und Mikroorganismen? Wie spinnt man Wolle, wie stampft man Butter oder schleudert man Honig?
In die Hochbeete der Almschule kommt keine gekaufte Blumenerde, sondern Kompost aus dem Werksviertel-Blumenladen und der Mist der Dach-Schafe. Auf Hühnerkot beispielsweise lasen sich tolle Pilzkulturen ansetzen; die so produzierten Champignons können hinterher frisch in Werksviertel-Restaurants verarbeitet werden.
Ganz wichtig ist das aktive Mitmachen. „Die Almschüler lernen mit allen Sinnen und können ihre eigenen Erfahrungen machen, so bleibt das Erlernte besser haften“, sagt Maria Thon, Geschäftsführerin der BayWa-Stiftung. Ab Herbst soll zunächst dreimal pro Woche ein entsprechendes Programm für Grund- und Vorschulen angeboten werden. Ein eigener Klassenraum ist in Planung, im Treppenhaus entsteht noch ein Naturlehrpfad, zu dem auch eine Ameisenstraße gehört
Bei der gemeinsamen Bildungsinitiative der Stiftungen Otto Eckart und BayWa geht es auch um die Frage, wie unsere Städte in Zukunft grüner werden können. Die Almschule möchte Kinder und Jugendliche dafür sensibilisieren, wie eine solche grüne Stadt der Zukunft gelingen könnte, wie natürliche Kreisläufe funktionieren und worauf sie in ihrem persönlichen Lebensstil achten sollten. „Wir hoffen, dass sich andere Städte von dem Konzept der Almschule inspirieren lassen, um sich mit diesem wichtigen Thema auseinanderzusetzen“, erklärt Martin Schütz, Vorstand der Stiftung Otto Eckart.