27. September 2017
Wer ins Pfarramt am Johann-Michael-Fischer-Platz kommt, muss sich erstmal beschnuppern lassen. Tajba, eine sehr freundliche Kurzhaar-Collie-Dame (die übrigens auch die Kinderseite im Pfarrbrief „schreibt“), nimmt den Besucher kurz in Augenschein, bevor sie ihn dann Herrchen überlässt. Ihr Boss ist Pfarrer Brian McNeil, seit 2006 Pfarrer von St. Michael Berg am Laim.
McNeil lebt bereits seit 22 Jahren in München. Zunächst war er im „Alten Peter“ als Priester tätig, danach acht Jahre in der Pfarrei St. Johann von Capistran in Bogenhausen. Eigentlich verschlug es ihn in die Landeshauptstadt, weil er nicht noch eine Fremdsprache lernen wollte. Acht Jahre hatte der gebürtige Schotte zuvor in Norwegen als Priester zugebracht, davor war er sechs Jahre in Italien gewesen. Der Leiter seines Ordens „Augustiner-Chorherren“ schlug einen Wechsel vor: Holland oder Deutschland. „Als Priester muss man die Sprache sprechen“, so McNeils Grundsatz. Also Deutschland.
Der Wechsel von Norwegen in die Münchner Innenstadt war krass. „In Norwegen gibt es nur wenige Katholiken, da sitzen am Karfreitag drei Leute im Gottesdienst, am Marienplatz ist der Raum voll.“ Dabei sei die Kirche im Stadtzentrum mehr „eine Tankstelle“, schließlich würden nur eine kleine Anzahl von Menschen drumherum wohnen. Ganz anders in Berg am Laim. „Das hat hier noch sehr viel Dörfliches.“
Wenn Brian McNeil mit Tajba Gassi geht, trifft er immer Leute, die er kennt. „Das ist Seelsorge: Leute zu sehen und zu kennen!“ Für ihn sind diese Kontakte auf der Straße ein wichtiger Kontakt zur Basis. Er erfahre, wer im Krankenhaus liege oder eine schwere Zeit durchlebe. Der Pfarrer stuft diese „Geschichten“ nicht negativ ein. „Klatsch und Tratsch bieten Orientierung und gehören zum Leben.“ Zudem kann er durch die Infos aktive Seelsorge betreiben. „Da muss die Hemmschwelle noch mehr abgebaut werden.“
Brian McNeil ist im Stadtbezirk äußerst beliebt. Nicht nur die Katholiken schätzen seine Offenheit und Bodenständigkeit, aber auch sein verschmitztes Lächeln in den Augenwinkeln und seinen feinen Humor. „Ein bisschen Humor schadet bei der Predigt nicht“, findet der Schotte. Seine Predigten spricht er immer frei. Er habe es mal mit Manuskript probiert, „aber ich kam mir vor, als würde ich eine Urkunde ablesen, ich fand’s langweilig.“ Nun sucht er sich einen roten Faden, die Worte kommen dann von selbst. Lieber mal ein Syntax-Fehler, aber dafür lebendig.
Der Pfarrer führt ein ganz normales Leben. „Es ist gefährlich, wenn man zu abgehoben lebt.“ McNeil organisiert sich seinen Haushalt selbst: er kauft ein, räumt auf, putzt, kocht und wäscht. „Bügeln tue ich nicht so gern.“ Seine Messgewänder erwirbt McNeil am Rande von Pfarrwallfahrten in Rom, „weil sie dort viel billiger sind als in Deutschland“. Der Pfarrer besitzt weder Lederhose noch Schottenrock. „Dafür muss man die richtigen Beine haben.“ Zudem sei der Kilt im Norden Schottlands, wo er geboren ist, nicht üblich.
Sein Sport: „Ich gehe mit dem Hund spazieren.“ In Norwegen hatte die Gemeinde ihm Ski gekauft, aber die hat er damals dort gelassen. „Ich habe nicht das Bedürfnis in Urlaub zu fahren.“ Stattdessen geht er ab und zu in seine eigene Kirche. Dann setzt er sich immer mal wieder an einen anderen Platz in dem großen Gotteshaus und schaut einfach nur. Überall sei der Eindruck völlig unterschiedlich. „Es ändert sich je nach Wetter und Tageszeit, es lebt von dem Spiel mit Licht und Dunkel, das ist wunderschön.“ Allein dies sei es wert, dieses unglaubliche Gebäude zu bewahren. „Schönheit ist kein Luxus.“
Im Herbst wird Brian McNeil 65 Jahre alt. „Mit 70 muss ein Priester beim Kardinal seinen Rücktritt einreichen, aber solange ich gesund bin, würde ich gerne in Berg am Laim weitermachen.“